Die Feuerwehr Bersenbrück hat Ihre Einsatztaktik bei Vegetationsbränden an den aktuellen Stand der Technik und Ausbildung angepasst, um diese Brände zukünftige mit dem mobilen Löschangriff im pump-and-roll-Betrieb zu bekämpfen. Dazu wurde für zwei Löschfahrzeuge (LF 16/12 / TLF 16/25) die Zusatzbeladung Waldbrand nach DIN14800-10 beschafft. Ergänzt wird das Konzept jetzt mit einem bema Frontsprühbalken für den Eigenschutz am TLF 16/25.
Der bema Frontsprühbalken wurde unter der vorderen Stoßstange montiert und soll dazu dienen, den Boden unter dem Fahrzeug abzulöschen bzw. anzufeuchten, wenn im Grün- oder Schwarzbereich gefahren wird. Durch den Sprühwinkel von 70 Grad wird die komplette Fahrzeugbreite abgedeckt. Die vier Düsen liefern bei drei bar Druck jeweils 30 Liter pro Minute. Wird der Sprühbalken parallel mit zwei D-Strahlrohren mit 50 Liter / Minute betrieben, kann mit dem Tankinhalt von 3000 Litern ein Feuersaum von etwa 750 bis 1000 Metern Länge abgelöscht werden.
Der Sprühbalken ist komplett aus Edelstahl gefertigt, alle Komponenten sind auf einen Druck von mindestens 16 bar ausgelegt. Der Einbau inklusive Verlegung einer formfesten Leitung zum Fahrzeugheck erfolgte in Eigenleistung durch die Feuerwehr Bersenbrück mit einem Zeitaufwand von etwa vier Stunden. Die Inbetriebnahme erfolgt über einen C-DCD Verteiler direkt am Pumpenabgang mit einer 2 Meter langen D-Leitung. Zur Erprobung und um die Kosten gering zu halten, wurde zunächst ein Sprühbalken ohne absperrbare Düsen und zusätzlichen D-Abgang verbaut, bei Bedarf werden diese noch nachgerüstet. Die bema Frontsprühbalken als kostengünstige Nachrüstlösung werden von bema individuell nach Anforderung und Kundenwunsch gefertigt.
Bild: Praktische Ausbildung: die Feuerwehr Bersenbrück übt hier gerade den Einsatz des neuen bema Frontsprühbalken am TLF 16/25 bei der Vegetationsbrandbekämpfung
Von der Idee bis zur Umsetzung:
"Der heiße Sommer 2019 mit vielen Flächenbränden hat uns vor Augen geführt, dass wir unsere Einsatztaktik an die veränderten Gegebenheiten anpassen müssen“, so der stellvertretende Ortsbrandmeister Thomas Wurst bei der Übergabe des Sprühbalkens durch den Förderverein.
"Mit der Standardausrüstung unserer Löschfahrzeuge mit B- und C-Strahlrohren sind wir bei einem Flächenbrand nicht beweglich genug, außerdem sind die Durchflussmengen im Verhältnis zu der geringen Brandlast überdimensioniert, es musste also eine bessere Lösung her,“ führt sein Bruder Christian, Vorsitzender des Fördervereins, weiter aus.
Die Lösung für dieses Problem ist der sogenannte mobile Löschangriff, bei dem die Löschfahrzeuge mit laufender Pumpe über die Fläche fahren, während mit kleinen und leichten D-Strahlrohren und D-Schläuchen gelöscht wird. Diese Einsatztaktik ist sehr beweglich und nutzt das Löschwasser besser aus, bringt aber neue Probleme mit sich
„Wenn wir uns auf dem nicht verbrannten Bereich bewegen, besteht die Gefahr, dass sich der Untergrund durch die heiße Abgasanlage des Fahrzeugs entzündet, oder wir können bei drehendem Wind vom Feuer eingeholt werden. Bewegen wir uns im brennenden bzw. verbrannten Bereich, dem sogenannten Schwarzbereich, gibt es Glutnester, kleine Flammensäume und Brennstoffreste, die jederzeit in Flammen aufgehen und das Fahrzeug beschädigen können“, erläutert Pressesprecher Stefan Uphoff.
Christian Korfage, Fahrzeugingenieur und Gruppenführer, hatte die Idee einen Sprühbalken nachzurüsten. „Unsere Fahrzeuge sind nicht dafür ausgelegt über das Feuer zu fahren. Eine angeschmolzene Druckluftleitung unterm Fahrgestellt reicht aus, um das Fahrzeug und die Pumpe lahmzulegen. Wenn es dann unterm Fahrzeug noch brennt, kann das schnell böse ausgehen. Mit dem Frontsprühbalken können wir den Bereich unter dem Fahrzeug ablöschen und anfeuchten, dadurch bleibt unser Fahrzeug geschützt.“
Der Förderverein nahm Kontakt zur bema GmbH Maschinenfabrik - dem Spezialist für Anbaulösungen in Voltlage-Weese auf und die Geschäftsführerin Sonja Koopmann war sofort Feuer und Flamme für die Idee. „Wir freuen uns immer, wenn jemand eine Idee hat und wir dann gemeinsam etwas daraus entwickeln können.“ Nach dem ersten Kontakt ging es dann ganz schnell: die technischen Details wurden abgestimmt, vor allem die Auswahl der Düsen mit dem passenden Verhältnis aus Durchfluss und Sprühwinkel. Kurze Zeit später war der Sprühbalken bereits fertiggestellt.
„Wir haben das alles erstmal einfach gehalten, es gibt auch Sprühbalken mit einzeln absperrbaren Düsen und zusätzlichen D-Abgängen, darauf haben wir aber vorerst verzichtet“ so Christian Korfage. „Den Einbau haben wir in Eigenleistung vorgenommen, inklusive Verlegung einer Leitung vom Heck zur Fahrzeugfront war das an einem Samstagvormittag erledigt. Wir müssen jetzt nur noch eine kurze D-Leitung an der Pumpe anschließen, um den Balken in Betrieb zu nehmen.“
Sonja Koopmann erläutert „Ein zusätzlicher Abgang oder absperrbare Düsen sind für uns kein Problem, unsere Fertigung kann da flexibel auf die Wünsche der Kunden reagieren. Wir haben alle Komponenten aus Edelstahl gefertigt und auf einen Druck von mindestens 16 bar ausgelegt. Das Produkt passt eigentlich hervorragend zu unserem Portfolio als Hersteller von Kehrmaschinen und Reinigungsgeräten. Wenn andere Feuerwehren Bedarf an so einer Lösung haben, würden wir uns über Anfragen freuen.“
„Einen Frontsprühbalken beim Hersteller einbauen zu lassen wäre zu teuer geworden und das Fahrzeug hätte dazu mehrere Tage zum Hersteller gemusst, die Lösung mit Bema war da deutlich unkomplizierter.“ resümiert Christian Wurst
„Wir werden den Frontsprühbalken in Zukunft sicherlich auch bei der Reinigung von Straßen einsetzen“, so Thomas Wurst. „Das ist zwar nicht unsere eigentliche Aufgabe als Feuerwehr, kommt aber ab und zu doch mal vor. Ich kann mich noch lebhaft an einen übelriechenden Einsatz auf der Ortsumgehung B68 aus 2012 erinnern. Ein Tanklaster mit faulendem Flüssigei war übergelaufen, die stinkende Eiermasse hatte sich über die ganze Fahrbahn verteilt. Wir haben mit Strahlrohren die Masse von der Straße gespritzt, anschließend mussten wir unsere Fahrzeuge und unsere Schutzausrüstung von der Eiermasse befreien. Das könnten wir jetzt viel effizienter beseitigen.“
Bild: Sonja Koopmann beim ersten Einsatz der Feuerwehr Bersenbrück mit dem nachgerüsteten bema Frontsprühbalken
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